Trockenfrüchte: „Günstigere Alternativen werden nicht leicht zu finden sein“

29. Dezember 2023 um 07:30 , Der AUDITOR
Bericht als Audio abspielen

SEEHEIM/IZMIR. 2023 war ein Jahr voller Hürden, aber auch neuer Möglichkeiten. Unser Geschäftspartner aus dem türkischen Trockenfruchtmarkt erklärt, wie die Marktteilnehmer sich Hürden wie den Kriegen in der Ukraine und Israel, der globalen Inflation und dem Klimawandel stellten und was sie von der Saison 2024/2025 erwarten. Lesen Sie hier das komplette Interview.

Welches waren die größten Schwierigkeiten, die der Trockenfruchtmarkt im Jahr 2023 zu bewältigen hatte? Was hat sich gegenüber den letzten zwei Jahren verändert? Gerade die Türkei war in diesem Jahr von schweren Erdbeben gebeutelt. Haben sich diese nachhaltig auf den Trockenfruchtmarkt ausgewirkt?

Die Hauptschwierigkeiten waren die klimatischen Bedingungen, die während der Wachstumsperiode große Probleme verursachten und zu Krankheiten führten, die Ertragseinbußen zur Folge hatten. Die ursprüngliche Prognose für Sultaninen lag bei etwa 300.000 mt, es wurden jedoch nur etwa 230.000 mt erreicht. Die hohen Produktionskosten und Ertragseinbußen führten zu einem Preisanstieg von etwa 80-90%. Die Qualität der getrockneten Aprikosen wurde ebenfalls durch die klimatischen Bedingungen, Frost, Regen und Hagelstürme beeinträchtigt und konnte in den Frühjahrsmonaten aufgrund des Erdbebens in 11 Provinzen der Osttürkei nicht aufrechterhalten werden. Auch hier sind die Preise massiv gestiegen und werden voraussichtlich nicht wieder sinken.
Welche Auswirkungen haben die Kriege in der Ukraine und Israel auf den Trockenfruchtmarkt? Geben hier auch die politischen Spannungen in verschiedenen afrikanischen Ländern Anlass zur Sorge?

Der Krieg zwischen der Ukraine und Russland wirkte sich auf die Ausfuhren frischer Weintrauben aus, insbesondere im Jahr 2022, da Russland eines der wichtigsten Importländer ist, erholte sich jedoch im Jahr 2023 leicht. Der Krieg in Israel hat noch keine direkten Auswirkungen gezeigt, aber die Marktteilnehmer geben an, dass die Nachfrage gering ist; ob dies auf die hohen Preise oder auf die Kriege zurückzuführen ist, ist noch nicht klar. Die politischen Spannungen in verschiedenen afrikanischen Ländern geben noch keinen Anlass zur Sorge. 

Im Jahr 2023 waren der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die globale Rohstoffproduktion spürbar wie nie. Worauf müssen sich Erzeuger und Marktteilnehmer in den kommenden Jahren gefasst machen?

Es wird davon ausgegangen, dass der Klimawandel in den kommenden Jahren schwerwiegende Auswirkungen haben wird, und dieses Jahr war nach Ansicht vieler Marktteilnehmer der Anfang. Die Erzeuger können sich nicht darauf vorbereiten, da sie völlig von den Wetterbedingungen abhängig sind. Die Marktteilnehmer müssen entweder diese hohen Preise akzeptieren oder sich nach alternativen Produkten umsehen. 

Ein weiteres Jahr in Folge sind die Rohwarenpreise auf vielen Märkten erheblich gestiegen. Inflation und höhere Produktionskosten hinterlassen ihre Spuren. Das galt auch für Trockenfrüchte. Glauben Sie, dass sich die Verbraucher langfristig nach günstigeren Alternativen umsehen werden?

Die Verbraucher werden sich umsehen, aber günstigere Alternativen werden nicht leicht zu finden sein, da die ganze Welt vom Klimawandel betroffen ist. 

Mit Blick auf die aktuelle Marktsituation, mit welchen Herausforderungen könnte sich der Trockenfruchtmarkt in der Saison 2024/2025 konfrontiert sehen?

Es ist schwierig, die nächste Saison vorherzusagen, da sich die klimatischen Bedingungen ständig ändern. Wenn es so weitergeht, sind Produktionseinbußen bei vielen Erzeugnissen weltweit unvermeidlich.

Dies könnte Sie ebenfalls interessieren

zur Nachrichten-Übersicht
Ölsaaten
17.04.2025
CHICAGO/HAMBURG. US-Exporteure bekommen massiven Gegenwind zu spüren. NOPA-Daten etwas freundlicher. Brasilien dreht Sojaexporte hoch. Kanadas Canolabestände gehen zu Ende. Sonnenblumenkerne schmieren ab. Mit EU-Import- und Exportdaten.
Ölsaaten
17.04.2025
NEU-DELHI/MAPUTO. Während der indische Sesammarkt mit Bargeldproblemen zu kämpfen hat, ist den Landwirten in Mosambik ein vielversprechender Saisonstart gelungen. Brasilien will seinen Handel mit China ausweiten.
Nüsse
16.04.2025
SACRAMENTO. Die Exporte von US-Walnüssen bleiben in dieser Saison rückläufig. Grund ist unter anderem der Produktionsrückgang um rund 27%.
Nüsse
16.04.2025
ORDU. Während die Frostschäden in den türkischen Anbaugebieten evaluiert werden, geben die Exporteure keine Angebote ab und es werden keine Geschäfte abgeschlossen. Entsprechend gering waren auch die Exporte der letzten Woche.