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Olivenöl: Preise um das 14-fache gestiegen

14. Dezember 2023 um 10:28 , Der AUDITOR
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IZMIR. Rückläufige Produktionsergebnisse und eine hohe Inflationsrate lassen die Preise für türkisches Olivenöl steigen. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Auch das Ertragspotential des kommenden Jahres betrachten Experten mit Skepsis.

Wechsel des Marktfokus

Trotz der guten Erträge verzeichnet der türkische Markt für Oliven und Olivenöl in diesem Jahr regelmäßig einen Preisanstieg. Erst letztes Jahr wurde eine Rekordernte erzielt und auch 2023 war das Ergebnis zumindest durchschnittlich, obwohl es sich um ein „Off-Year“, handelte, in dem üblicherweise die Erträge nach einem üppigen Produktionsjahr geringer ausfallen. Grund für den anhaltenden Aufwärtstrend der Preise ist die wachsende Nachfrage aus dem Ausland. Spanien und Italien gehören traditionell zu den wichtigsten Produktionsländern für Olivenöl, doch geringere Erträge aufgrund der Trockenheit sorgten für eine Verschiebung der Nachfrage. Zudem zogen die türkischen Händler jedes Mal mit, wenn die Olivenölpreise in diesen beiden Ländern gestiegen sind. 

Betrüger treten auf den Plan

Laut den Daten des International Olive Council produzierten Spanien und Italien in der Saison 2021/2022 zusammen 2,271 Mio. mt Olivenöl, in der Saison 2022/2023 waren es nur noch 1,504 Mio. mt und auch in diesem Jahr soll das Ergebnis noch einmal deutlich geringer ausfallen, genaue Zahlen liegen hier allerdings noch nicht vor. Damit war die weltweite Olivenölproduktion erstmals in den letzten Jahren wieder unter 3 Mio. mt gesunken. 2019/2020 lag das Ergebnis noch bei 3,269 Mio. mt, in der Saison 2022/2023 waren es nur noch 2,729 Mio. mt.

Mit den rückläufigen Ernten in Spanien und Italien rückte die Türkei immer mehr in den Fokus des internationalen Olivenölmarktes. Infolgedessen wurden immer mehr Olivenbäume gepflanzt, inzwischen sind es rund 200 Mio. Lag die Olivenölproduktion 2018/20196 noch bei 193.500 mt, so wurde in der Saison 2022/2023 ein Rekordergebnis von rund 400.000 mt erzielt – die Produktionsschätzungen variieren je nach Quelle zwischen 380.000 und 420.000 mt. In diesem Jahr sollen es dagegen nur 179.000 mt sein.

Das Exportvolumen kletterte in der Saison 2022/2023 auf 150.000 mt, in den 90er Jahren lag die durchschnittliche jährliche Ausfuhr dagegen nur bei 10.000 mt. Trotz der wachsenden Menge hinterließen steigende Nachfrage und Inflation dennoch ihre Spuren im Markt. Die Tariş Olive and Olive Oil Agricultural Sales Cooperatives Association legt jedes Jahr die Preise in der Türkei fest, diese lagen 2019 noch bei 20 TRY/Liter, in diesem Jahr werden dagegen Preise von 295 TRY/Liter aufgerufen – das ist fast das 14-fache dessen, was noch vor wenigen Jahren bezahlt wurde.

Seit Juli dieses Jahres wird kein Olivenöl in Großgebinden aus der Türkei mehr exportiert, aber dies reichte nicht aus, um die Preise sinken zu lassen. Im Gegenteil, Marktteilnehmer rechnen mit weiteren Preissteigerungen im Laufe der Saison.

Wie der türkische Minister für Agrar- und Forstwirtschaft mitteilte, treten mit den steigenden Preisen aber auch immer mehr Betrüger auf den Markt. Dies mache zusätzliche Überprüfungen neben den üblichen Audits notwendig. 

Besserung möglich?

Unter normalen Bedingungen könnte sich das Blatt in der Saison 2024/2025 wieder wenden, ganz überzeugt sind Experten allerdings nicht. „Die Niederschläge scheinen in Spanien seit September normal zu sein“, so Olivenölverkoster und Ölexperte Dr. Mücahit Kıvrak. „Wenn alles gut geht und die Spanier im nächsten Jahr eine Produktion von 1,8 Mio. mt erreichen, werden die Preise sinken. Unter der Annahme, dass in unserem Land alles normal läuft, wird es viel mehr Angebot als Nachfrage geben. Das stellt alle Szenarien auf den Kopf. An den Spitzen der neuen Triebe auf den Feldern sind jedoch Anzeichen der Austrocknung zu erkennen. Wenn die Dürre anhält, könnte die Produktion in der Türkei erheblich zurückgehen. Der globale Klimawandel und die Dürre werden die nächste Periode bestimmen.“

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