Ingwer: Gefragt wie nie zuvor
17. Juli 2024 um 15:54 ,
Der AUDITOR

Mehr Erzeuger in Brasilien
Wie die Experten von FreshPlaza berichten, hat die zunächst hohe Nachfrage nach Ingwer aus Peru mittlerweile nachgelassen. Der Grund dafür sind die gestiegenen Temperaturen auf den wichtigen Abnehmermärkten Europa und USA, die das Kaufinteresse dämpfen und damit auch die Preise nach unten drücken. Die Erzeuger und Exporteure in Peru weisen allerdings darauf hin, dass die Ernte in dieser Saison früh stattgefunden hat und so auch bereits zu Saisonbeginn viel Ware verschifft wurde, was zu Engpässen im späteren Saisonverlauf führen könnte. So werde zwar aktuell nur mit 50% Kapazität gearbeitet, wie ein Exporteur gegenüber FreshPlaza angibt, die Bestände nehmen dennoch kontinuierlich ab und die meisten Exporteure dürften sich zu Saisonende mit Versorgungsproblemen konfrontiert sehen.
In Brasilien hat das Angebot in den letzten Jahren deutlich zugenommen, da viele Landwirte zum Ingweranbau gewechselt sind. Vor allem seit der Coronapandemie ist die Nachfrage nach dem gesunden Gewächs stark gestiegen. Allerdings fällt es den Einkäufern in den USA teilweise noch schwer, sich auf die vielen neuen Lieferanten einzustellen, so FreshPlaza. Durch den großen Ansturm auf den Markt haben die brasilianischen Farmer gerade zu Beginn der Saison teilweise noch unreifen Ingwer geerntet, was zu einigen Problemen geführt hat. Insgesamt gehen die Experten aber davon aus, dass das Angebot zumindest bis Ende September noch mehr als ausreichend sein dürfte.
Die US-Käufer beziehen aufgrund der günstigeren Preise in diesem Jahr vermehrt Ware aus Brasilien. Noch größere Mengen liefert allerdings Peru, vor allem Bio-Ingwer; die Vorschriften sind in den USA weniger streng als in der EU. Auch China ist ein wichtiger Lieferant für die US-Importeure. Die Nachfrage ist FreshPlaza zufolge derzeit stabil und hält sich mit dem Angebot die Waage. Angesichts der hohen und stabilen Angebote aus Peru, China und Brasilien ist auch mit einer stabilen Preisentwicklung zu rechnen.
Chinas Exporteure kämpfen mit hohen Frachtpreisen
In China befinden sich die Ingwerexporte aktuell in ihrer heißen Phase. Die Nachfrage aus dem Ausland ist anhaltend gut, allerdings machen die horrenden Frachtkosten den Exporteuren schwer zu schaffen. Die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer dauern an und die meisten Reedereien meiden Schifffahrten durch den Suezkanal, wodurch sich zum einen die Lieferzeiten verlängern und zum anderen die Frachtpreise auf zurzeit etwa 9.000-11.000 USD pro Container erhöhen. Die Überlastung der Häfen verschärft das Problem zusätzlich. Die Preise auf dem chinesischen Inlandsmarkt liegen aktuell bei 8,4-8,8 CNY/kg und halten sich üblicherweise den Sommer über auf einem recht stabilen Niveau. Importe aus Brasilien und Peru beeinflussen dem Markt zu einem gewissen Teil, wichtiger sind allerdings die Witterungsbedingungen in den chinesischen Anbaugebieten, die unter zu feuchten oder auch zu trockenen Bedingungen zu Schäden an den Pflanzen auf den Feldern und in den Lagern führen können. Die Inlandsnachfrage in China dürfte im September im Zuge einiger wichtiger Feiertage steigen, besonders auch im Restaurantgewerbe, und die Preise könnten dann wieder leicht steigen.
Gedämpfter Handel in Südafrika
In Südafrika beklagen sich die Marktteilnehmer zurzeit über die schwache Kaufkraft. So läuft die Ernte aktuell in den Anbaugebieten Limpopo und Mpumalanga, doch ein Produzent berichtet von einem Nachfragerückgang in Höhe von 30% seitens der Einzelhändler. Kalte Temperaturen und starke Regenfälle dämpfen den Handel zusätzlich. Dazu kommen hohe Importe aus China und Vietnam, die auf den lokalen Markt drücken. Die Experten berichten von Preisen in Höhe von umgerechnet 4,00-4,30 EUR/kg für Ingwer der Klasse eins und 3,06-3,60 EUR/kg für eine Mischung der Klassen 1 und 2. Da die Ernte noch nicht abgeschlossen ist, ist Klasse-3-Ingwer bisher noch knapp.
EU-Importe gesunken
Der europäische Markt zeigt ein gemischtes Bild auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Märkten sind hier die Ingwerimporte im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr sogar gesunken. Viele der wichtigsten Lieferanten mussten dabei Verluste einstecken, darunter Nigeria (-27,7%), China (-26%), Indien (-14,3%) und Vietnam (-32,4%). Die Elfenbeinküste und Indonesien schafften es dagegen, ihre Lieferungen in die EU merklich zu steigern. Insgesamt lagen die EU-Einfuhren 2023 bei 7.053 mt, im Vergleich zu 9.107 mt im Jahr 2022.
EU-Import Ingwer in mt |
|||
Ursprung |
2022 |
2023 |
Diff. |
Nigeria |
3.281 |
2.372 |
-27,7% |
China |
2.867 |
2.122 |
-26,0% |
Indien |
733 |
628 |
-14,3% |
Vietnam |
686 |
464 |
-32,4% |
Côte d’Ivoire |
168 |
256 |
52,4% |
Nepal |
247 |
208 |
-15,8% |
Peru |
307 |
188 |
-38,8% |
Großbritannien |
168 |
143 |
-14,9% |
Indonesien |
57 |
141 |
147,4% |
Burkina Faso |
84 |
100 |
19,0% |
Andere |
509 |
431 |
-15,3% |
Gesamt |
9.107 |
7.053 |
-22,6% |
Quelle: Europäische Kommission / DG Trade 09101200 Ingwer, gemahlen oder sonst zerkleinert |
Frankreich und Italien legen Wert auf hohe Qualität
In Italien ist vor allem Bio-Ingwer zurzeit sehr begehrt. Dabei legen die Einzelhändler FreshPlaza zufolge weniger Wert auf große Mengen als auf eine kontinuierliche Versorgung. Besonders aus China und Südamerika wird dabei Ingwer importiert, der allerdings nach europäischen Vorgaben biozertifiziert sein muss. Das macht diese hochwertige Ware um etwa ein Drittel teurer als konventionellen Ingwer, der aktuell zwischen 3,50 und 4,00 EUR/kg gehandelt wird. Die Verbraucher scheint das bisher allerdings wenig abzuschrecken.
In Frankreich beziehen die Importeure vor allem Ingwer aus Brasilien, der üblicherweise per Luftfracht geliefert wird, um die Qualität aufrechtzuerhalten. Dabei sind die Exporte nicht sehr hoch, doch sowohl der Verbrauch als auch die Preise halten sich seit Jahresbeginn recht stabil. Geringfügig erhöhte Preise seitens der Lieferanten haben sich bisher nicht auf die Verbraucherpreise ausgewirkt.
Deutschland steigert Importe deutlich
In den Niederlanden geht, wie in vielen anderen Destination auch, der Ingwerverbrauch im Sommer zurück. Die Importe aus China gehen zwar weiter, allerdings stehen die Händler derzeit vor dem Problem, dass der Marktpreis ihre Einkaufskosten nicht decken kann. Dazu gibt es teilweise Probleme mit einem zu hohen Rückstandshöchstgehalt, und die Transportkosten machen sich natürlich auch hier bemerkbar. Die Transportpreise aus Südamerika sind günstiger, sodass einige Käufer die dortige Ware bevorzugen.
Die deutschen Ingwerimporte haben sich innerhalb von zehn Jahren knapp vervierfacht. So wurden im Jahr 2021 knapp 31.600 mt Ingwer im Wert von 74,6 Mio. EUR in das Land eingeführt, das sind laut dem Statistischen Bundesamt 31% mehr als noch im Vorjahr. 2012 waren es noch 8.200 mt im Wert von 14,4 Mio. EUR. Das wichtigste Herkunftsland für die deutschen Importe ist dabei China, das sich 2021 einen Marktanteil von 52% sichern konnte, gefolgt von Peru mit einem Marktanteil von 21%.
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