Gewürze

Ingwer: Peru kämpft mit Qualitätsmängeln

26. Juli 2023 um 12:04 , Der AUDITOR
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LIMA/BRASÍLIA. In Peru, das zu den wichtigsten Ingwerlieferanten für den europäischen Markt zählt, fällt die Anbaufläche in diesem Jahr deutlich kleiner aus, zudem sorgt ein Bakterium für große Sorge unter den Exporteuren. Hohe Preise belasten derzeit die Käufer weltweit.

Peruanische Lieferungen sind belastet

Der europäische Ingwermarkt sieht sich derzeit mit einigen Hürden konfrontiert, wie die Experten von FreshPlaza berichten. Aktuell findet der Übergang von der alten zur neuen Saison statt, was laut eines niederländischen Importeurs zu Unsicherheiten führt. Er gibt FreshPlaza gegenüber an, dass es je nach Anbieter zu starken Preisschwankungen kommt. Besonders chinesische Preise seien unbeständig, Ware aus Peru und Brasilien zeigt sich dabei etwas stabiler. Die Qualitätsunterschiede dürfen dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden, denn sie sorgen für Preisunterschiede von bis zu 5 Euro pro Kiste.

In Deutschland herrscht derzeit ein gewisser Versorgungsengpass, wie Marktteilnehmer berichten. "In China sind weniger Mengen verfügbar und die Qualitäten sind im Allgemeinen nicht so zufriedenstellend, was sich in entsprechend hohen Preisen niederschlägt. Die brasilianische Exportsaison wird erst gegen Ende August/Anfang September an Bedeutung gewinnen", zitiert FreshPlaza einen Importeur. Die Temperaturen in Deutschland sind in den vergangenen Tagen merklich gefallen, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Ingwer führt; kühleres Wetter kurbelt den Absatz in der Regel an. Kürzlich mussten einige Ingwerlieferungen aus Peru vernichtet werden, weil das Bakterium Ralstonia solanacearum entdeckt wurde; dies könnte noch weitreichendere Folgen haben.

EU-Importe deutlich gestiegen

Aus Italien berichtet ein Großhändler indes von extrem hohen Preisen, die dem schwierigen Klima in den Erzeugerländern und einigen Covid-geschuldeten Problemen in China zuzuschreiben sind. Bereits jetzt sind allerdings Preisrückgänge zu beobachten, die sich im August weiter fortsetzen sollten. „Die Inlandsnachfrage in China ist zurückgegangen, und es sind noch Lagerbestände vorhanden, da die neue Kampagne zwischen Dezember und Januar beginnt", gibt der Händler an. Derzeit kaufen die Händler chinesischen Ingwer für etwa 4 EUR/kg. Zudem soll weniger Ware die italienischen Importeure erreichen, was die Preise zusätzlich auf das hohe Niveau getrieben hat. Viele Käufer sind deshalb auf Ware aus Südamerika umgestiegen, die allerdings ebenfalls verhältnismäßig teuer ist.

Dass das Kaufinteresse in Europa trotz allem weiterhin hoch ist, zeigen die Importdaten der Europäischen Kommission. Ihnen zufolge sind die EU-Importe im Jahr 2022 um mehr als ein Drittel gegenüber 2021 gestiegen und lagen letztes Jahr bei 9.109 mt. Die beiden wichtigsten Lieferanten waren dabei Nigeria und China, die ihre Ausfuhren nach Deutschland erheblich steigern konnten; Indien hingegen, das den dritten Platz belegt, musste Verluste einstecken. Bemerkenswert ist, dass Vietnam seine Lieferungen nach Europa mehr als verdoppeln konnte.

EU-Import Ingwer* in mt

Land

2021

2022

Diff.

Nigeria

2.359

3.282

39,1%

China

1.967

2.867

45,8%

Indien

928

733

-21,0%

Vietnam

329

686

108,5%

Peru

274

307

12,0%

Nepal

129

247

91,5%

Andere

839

987

17,6%

Gesamt

6.825

9.109

33,5%

Quelle: Europäische Kommission / Eurostat (Comext)

*09101200 Ingwer, gemahlen oder sonst zerkleinert

Drohende Warenknappheit in Südafrika

Nachdem Zyklon Freddy, mit über fünf Wochen der am längsten andauernde Tropensturm aller Zeiten, im Februar und März über Afrika hinweggefegt war und für schwere Überschwemmungen gesorgt hatte, spüren die Ingwer-Erzeuger in Südafrika und Mosambik nun die Folgen. Gegenüber FreshPlaza äußerten sie, dass es zu Ernteschäden kam und Ingwer dort knapp wird – das gilt nicht nur für die zum Verzehr gedachten Rhizome, sondern auch für das Pflanzmaterial für die neue Saison, das durch Staunässe unbrauchbar geworden ist. Einige Händler sind unsicher, ob ihre Ware überhaupt bis zum Ende des Jahres reichen wird. Die Preise für frischen Ingwer sind hier deshalb zurzeit ebenfalls sehr hoch. Da Chinas Inlandsverbrauch gestiegen ist, sind auch die Einfuhren aus dem asiatischen Land für die afrikanischen Importeure teuer geworden.

Sorge in Peru

In Costa Rica ist die Saison bereits beendet, und auch aus Nicaragua erreichen nur noch kleine Mengen die Märkte. Die brasilianische Saison ist indes in vollem Gange, wobei auch hier die Ausfuhren geringer sind als üblich. "Die Saison hat sich verzögert, weil niemand zu früh verschiffen und Qualitätsprobleme haben wollte, vor allem bei einem Produkt, das viel teurer ist als in der Vergangenheit", sagte ein Verlader zu FreshPlaza. Auch die Erzeuger haben ihre Preise aufgrund einer geringeren Ernte angehoben, gleichzeitig wird damit gerechnet, dass die Nachfrage spätestens im September anziehen dürfte.

Peru setzt seine Exporte fort, hat allerdings mit den bereits erwähnten Qualitätsproblemen aufgrund des Bakteriums Ralstonia solanacearum zu kämpfen; Lieferungen, in denen der Erreger entdeckt wird, müssen vernichtet werden. Ein peruanischer Exporteur erklärte besorgt, dass die EU häufiger Analysen durchführe als andere Zielländer, und dass weitere Entdeckungen des Bakteriums zu Sanktionen oder einem Exportstopp für peruanischen Ingwer führen könnten. SENASA, der Nationale Agrargesundheitsdienst Perus, hat deshalb ein Schreiben mit der ausdrücklichen Anweisung für die Marktteilnehmer herausgegeben, keinen Ingwer unbekannter Herkunft anzunehmen und die Ware nur von seriösen und überprüfbaren Händlern zu kaufen und keinesfalls von nicht registrierten Wäschereien. Neben den Qualitätsschwierigkeiten rechnen Perus Erzeuger auch mit einer geringeren Ernte als im Vorjahr, da sie ihre Anbaufläche derzeitigen Schätzungen zufolge um etwa 40% reduziert haben.

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Preischart Ingwer, getrocknet, Indien

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