Getreide: Weizenernte startet extrem früh in Westeuropa

5. Juli 2022 um 11:27 , Der AUDITOR
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CHICAGO/PARIS. Markt- und Preistrends am Mittag. Ukrainischer Weizen ist nur über Lizenzen erhältlich. Der extreme frühe Erntestart in Westeuropa bringt die Kurse unter Druck, was Importeure mit extrem frühen Anschlussgeschäft ausnutzen.

Weizen: Extrem früher Erntestart
Der Weizenmarkt steuert nach gefallenem Niveau wieder leicht nach oben, nachdem Ägypten sehr früh Weizenkäufe tätigt. Dabei kauft die GASC ohne Umweg über Ausschreibungen direkt beim Handel. Ägypten kaufte am Montag 444.000 mt Weichweizen, davon 214.000 mt russischen,170.000 mt französischen und 60.000 mt rumänischen Ursprungs. Weitere Offerten können der GASC angeboten werden, gesucht wird Ware für September- und Oktobertermine. Interesse besteht demnach an Offerten für rumänischen, bulgarischen, russischen und französischen Weizen. Am 29. Juni hatte die GASC bereits 815.000 mt Weizen zum Durchschnittspreis von 435 USD/mt C&F gekauft, davon 350.000 mt aus Frankreich, 240.000 mt aus Rumänien, 150.000 mt aus Russland und 50.000 mt aus Bulgarien. Algerien hatte letzte Woche 740.000 mt Weichweizen überwiegend aus Frankreich gekauft, während Saudi-Arabien 495.000 mt, Tunesien 100.000 mt und Jordanien 60.000 mt Weichweizen unter Vertrag nahm. Ein weiterer Marktfaktor stellt die Senkung der russischen Exportsteuer dar. Moskau hat diese vermindert, um die Exportgeschwindigkeit bei Saisonstart zu erhöhen. Durch Umstellung von US-Dollar auf Rubel werden die Steuern günstiger, was die Wettbewerbsfähigkeit russischen Weizens erhöht. In Frankreich, Deutschland und Polen wurden erste Weizenpartien eingebracht, so früh wie nie zuvor. Über Erträge und Qualitäten besteht noch wenig Kenntnis. Die Gerstenernte machte übers Wochenende große Fortschritte, im Westen Deutschlands wird von hohen Erträgen berichtet. Der DRV erwartet eine Steigerung der deutschen Weizenernte um 5,9% auf 22,65 Mio.mt. Brüssel hat seine Prognose zur EU-Weizenernte von 130,4 auf 125 Mio.mt gesenkt. Bei unverändert angesetzten Ausfuhren von 38 Mio.mt führt dies zur Abwärtskorrektur der Lagerbestände 2022/23 auf 13,2 gegenüber 17,15 Mio.mt im Vormonat.

Terminkurse -Weizen (Fronttermine)

CBoT (USD/bu)

831

-4,3 %

Matif (EUR/mt)

347

-0,8 %

Black Sea (USD/mt)

379

1,4 %

B-Weizen (12/220/76) -Kassamarkt*

Parität

EUR/mt

Veränd.

Rouen FOB

350

8

Hamburg DDP

340

0

Rheinland DDP

330

0

Oberrhein FOB

335

5

Ukraine Kl.2 DAF**

230

-

Russland FOB (12,5)

359

-24

Futterweizen (72/73) -Kassamarkt*

Creil FOB

345

8

Holland DDP

335

0

Süd-Oldenburg DDP

340

0

Ukraine Kl.4 DAF**

210

-

Quelle: Handel *7-8/22

Brotroggen (120/0,05)-Kassamarkt*

Parität

EUR/mt

Veränd.

Hamburg DDP

315

0

Niederrhein DDP

305

0

Ukraine Grade 2 Fob

-

-

Quelle: Handel *7-8/22 **Lizenzen erforderlich


Mais: Ukrainischer Mais übt Druck
Der US-Maismarkt zeigt sich für die kommende Ernte schwächer. Das USDA hatte letzten Donnerstag seine Schätzung zur US-Maisfläche auf 89,921 Mio.Acres angehoben, im März war man von 89,490 Mio.Acres ausgegangen. Zuletzt überlagerten Rezessionssorgen den Exportmarkt. Dabei besteht Unsicherheit über den zukünftigen Importbedarf Chinas. Der dortige Schweinemarkt durchlebt eine ähnliche Krise wie hier in Europa. In Brasilien sind bereits 30,7% der wichtigen zweiten Maisernte eingebracht, gegenüber nur 12,2% im Vorjahr. Laut AgRural sind damit 25 Mio.mt Mais eingefahren, was den Kursdruck verstärken könnte. Ein erhebliches ukrainisches Maisangebot und eine Beschleunigung der Maislieferungen in Nachbarländer haben die Preise für ukrainischen Mais auf 200-220 USD/mt DAP (Westgrenze) gesenkt, obwohl die Nachfragepreise in rumänischen Häfen mit 280-300 USD/mt und in Häfen des Baltikums bei 320-330 USD/mt hoch blieben. Die Kosten für Straßentransport von der Ukraine zu den Häfen Rumäniens und des Baltikums stiegen auf 120-140 US/mt. Dies erhöhte den Druck auf die Maispreise, die auf 190-210 USD/mt für Lieferungen an Donauhäfen fielen. 

Terminkurse-Mais (Fronttermine)

CBoT (USD/bu)

765

-0,4 %

Matif (EUR/mt)

295

0,5 %

Black Sea (USD/mt)

332

-1,5 %

Körnermais (handelsüblich)-Kassamarkt

Parität*

EUR/mt

Veränd.

Bordeaux FOB

336

-2

Süd-Holland FCO

335

0

Brake FOT

335

0

Westfalen DDP

335

0

Oberrhein FOB

336

-2

Polen EXW

325

0

Ukraine FOB

277

-

Quelle: Handel *7-8/22

Futtergerste (62/63)-Kassamarkt*

Parität

EUR/mt

Veränd.

Rouen FOB

348

-2

Süd-Holland DDP

286

0

Süd-Oldenburg DDP

282

0

Hamburg DDP

282

0

Ukraine (DAF)

-

-

Quelle: Handel *ex Ernte

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