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Erdnüsse: Kaum noch längerfristige Verträge

25. August 2025 um 11:42 , Der AUDITOR
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NEU-DELHI/BUENOS AIRES. In Argentinien und Brasilien wird in diesem Jahr mit sehr großen Ernten gerechnet, was die Preise unter Druck setzt. Die Käufer decken sich bevorzugt kurzfristig ein. In Indien freuen sich die Erzeuger über Regenfälle.

Käufer sind vorerst eingedeckt

Die Zeiten der langfristigen Verträge auf dem Erdnussmarkt scheinen vorerst der Vergangenheit anzugehören, wie die Experten von Aldebaran berichten. Kaum jemand schließt noch Verpflichtungen über ein Jahr oder länger ab, selbst Verträge über ein halbes Jahr scheinen schwierig zu sein. Die Experten geben an, dass die Käufer ihren Bedarf nur nach und nach decken, da sie auf weitere Preisrückgänge hoffen. Im April und Mai waren die Preise in Argentinien, dem wichtigsten Lieferanten für europäische Abnehmer, merklich gesunken, und die meisten Käufer scheinen bereits bis in das neue Jahr hinein eingedeckt zu sein. Bei den Preisen gibt es jedoch je nach Anbieter einige Unterschiede, denn die kleineren Exporteure sind gewillter, mit ihnen zu experimentieren, da sie eher auf Geld angewiesen sind; die großen Exporteure halten eher an ihren Preisen fest.

Mögliche Rekordernten in Argentinien und Brasilien

Wie unter anderem HT NUTS berichtet, rechnen argentinische Farmer mit einer extrem großen Ernte. Die Anbaufläche soll ich auf 521.230 ha belaufen, mit einem geschätzten Ertrag von 3,5 mt/ha. Das könnte die Marktteilnehmer vor erhebliche Schwierigkeiten bei der Verarbeitung und der Verschiffung stellen – bereits letztes Jahr gab es hier einige Probleme, und damals war die Ernte noch deutlich geringer ausgefallen. Während mit einer Rekordproduktion – und als Resultat vermutlich auch mit Rekordexporten – gerechnet wird, geht HT NUTS von einem Rückgang der beliebten 38/42-Größe aus. Stattdessen werden mehr Erdnüsse der Größe 40/50 produziert werden, was bei den Käufern aber auf Widerstand stoßen dürfte. Die Margen werden durch die große Menge in diesem Jahr eher gering ausfallen, was die Produzenten und Exporteure unter Druck setzt. Die Marktexperten gehen deshalb davon aus, dass die Anbaufläche für das neue kommende Jahr wieder reduziert wird. Längerfristig wird sich der Markt hier wieder stabilisieren, doch in diesem Jahr liegt der Vorteil definitiv bei den Käufern, während die Anbieter zu knabbern haben.

Ähnlich sieht es in Brasilien aus, wo die Anbaufläche ebenfalls 25% größer ist als noch 2024. Laut HT NUTS übt das Überangebot auch hier einen massiven Druck auf die Preise aus, denn die Nachfrage kann bei diesen hohen Mengen nicht mithalten; die Konsequenzen dürften hier ähnlich ausfallen wie in Argentinien, nämlich mit einer kleineren Anbaufläche in der nächsten Saison. Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass die günstigen Preise dazu geführt haben, dass Brasiliens Erdnussölexporte einen neuen Rekord verzeichnen können. Dabei bleiben die Angebote für die europäischen Abnehmer allerdings begrenzt, da die strengen Regeln bezüglich der Aflatoxinwerte oftmals nicht eingehalten werden können. Die Experten von Aldebaran geben zudem an, dass es zu Lieferverzögerungen aus den südamerikanischen Ländern kommt, was zum einen auf ungünstige Wetterbedingungen zurückzuführen ist, zum anderen aber auch auf die geringen Mengen geeigneter EU-konformer Chargen. In der letzten Erntewoche stellten die Farmer fest, dass die Qualität oftmals nicht ausreichend hoch für EU-Abnehmer ist, weshalb sich die Exporteure verstärkt auf andere Exportmärkte fokussiert haben.

Die US-Anbieter könnten sich weitgehend zufrieden zeigen, und die Preise für die Restbestände der Ernte 2025 haben sich an die Ernteerwartungen für 2026 angepasst. Auch hier ist die Nachfrage aus der EU eher gering, was vor allem an der großen Konkurrenz auf dem Weltmarkt liegen dürfte. Die Aussaat für die Ernte 2026 ist HT NUTS zufolge abgeschlossen und die Bedingungen waren bisher vorteilhaft. Die größten Abnehmer von US-Erdnüssen sind weiterhin die benachbarten Länder Kanada und Mexiko, doch auch sie nutzen den Vorteil der riesigen Ernten in der südlichen Hemisphäre.

Erdnusspflanzen in Indien entwickeln sich gut

China hat auch in diesem Jahr große Mengen Erdnüsse importiert, doch jetzt steht bald die Ernte im eigenen Land an, was die Einfuhren dämpfen wird. Insgesamt sind die Einfuhren im Zeitraum Januar-Juni 2025 im Jahresvergleich allerdings gesunken, was vor allem an den hohen US-Zöllen und an Lieferverzögerungen im Sudan liegt. Marktanalysten rechnen in China mit einer stabilen Ernte, die sich nicht wesentlich von der des Vorjahres unterscheiden dürfte. Mehr Klarheit wird dann im Dezember herrschen, wenn die neue Ernte die Exportmärkte erreicht. Wie die chinesische Exportsaison 2025/26 sich entwickeln wird, bleibt noch abzuwarten, die Marktteilnehmer zeigen sich jedoch trotz der großen Konkurrenz vorsichtig optimistisch.

Die indische Erdnussernte sieht sich in dieser Saison mit gemischten Bedingungen konfrontiert. Frühe Monsunregenfälle hatten die Ernte in Gujarat unterbrochen, so HT NUTS, und das Erntevolumen vermutlich auf 20.000-30.000 mt reduziert. Gleichzeitig wurde so aber eine frühere Aussaat der Kharif-Ernte ermöglicht. Der Mindeststützungspreis sorgt dafür, dass die Erzeuger ihre Ware weitgehend an die NAFED verkaufen. Nach einer kurzen Trockenphase haben zum Janmashtami-Fest erneut Regenfälle eingesetzt, die den Erdnussfarmern sehr entgegenkommen, vor allem, da keine künstliche Bewässerung mehr vonnöten ist. Ernteschäden aufgrund zu heftiger Niederschläge wurden nur vereinzelt gemeldet. Schädlingsprobleme scheint es bisher nicht zu geben, und die Pflanzen entwickeln sich gut; sie befinden sich zurzeit in der Phase, in der sich Knospen und erste Blüten entwickeln. Die Preise auf dem indischen Markt sind gegenüber letzter Woche nur um moderate 10 USD/mt gesunken, da aufgrund der Feierlichkeiten nur wenig Handelsaktivität stattfand.

Erdnusspreise, Indien

Sorte

USD/mt

Bold, 40-50

1.170

Bold, 50-60

1.130

Bold, 60-70

1.115

Java, 50-60

1.225

Java, 60-70

1.140

Java, 70-80

1.145

FOB Indien, nicht-EU-Qualität

Weitere Informationen:
Preischart Erdnüsse, mit Haut, 40/50, Bold, Indien
Preischart Erdnüsse, mit Haut, 50/60, Java, Indien
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Preischart Erdnüsse, Indien

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