Butter: Dauerhafte Veränderungen auf dem Markt

22. Mai 2020 um 16:05 , Der AUDITOR
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FRANKFURT/BRÜSSEL. Obwohl in ganz Europa berichtet wird, dass die Milchpreise mit der Lockerung der Beschränkungen ihren Tiefpunkt durchschritten haben, sind die Händler alles andere als optimistisch. Die Essgewohnheiten haben sich nachhaltig verändert, und billigere Angebote werden daran vermutlich nichts ändern. Die Marktteilnehmer geben sich nicht mehr der Illusion hin, dass die Verkaufsmengen wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen werden.

Änderung der Essgewohnheiten hat Auswirkungen auf den Milchmarkt

Während z.B. die Butter- und Käsebörse in Kempten berichtet, dass die Preise für Fett zum Teil wieder auf das Niveau vor der Pandemie gestiegen sind, da die Nachfrage im Gaststättengewerbe aufgrund der wieder steigenden Speiseeisproduktion hoch ist, geben Händler an, dass der Milchmarkt sehr stark betroffen ist. Überschüssige Rohmilchlieferungen erhöhen den Druck auf den Markt enorm, da die Rohmilchproduktion in Polen, Frankreich und Irland zunimmt. Die Marktteilnehmer hier berichten, dass die Preise zwar ihren Tiefpunkt durchschritten haben, aber auf einem niedrigen Niveau bleiben. Auch wenn der Höhepunkt bei den Rohmilchanlieferungen in Deutschland überschritten sein mag, müssen die Molkereien diese Lieferungen noch verarbeiten und ihre Produkte verkaufen.

Dies ist eher schwierig, da die Marktteilnehmer davon überzeugt sind, dass sich die Ernährungsgewohnheiten nachhaltig verändert haben. Tatsächlich hat die Pandemie den Speiseeisverkauf in Deutschland erheblich verlangsamt. Der Verkauf von Rahm ist um 50% zurückgegangen und die Bäckereien in Deutschland haben einen Umsatzverlust von 40% erlitten. Obwohl die Cafés wieder geöffnet haben, können sie nur noch 50% ihrer Kunden aufnehmen, da ein Sicherheitsabstand von 2 Metern eingehalten werden muss. Dabei ist es kein Wunder, dass ältere Menschen solche Orte oftmals nicht mehr besuchen wollen. Zudem ist zu beachten, dass in Deutschland bis zu 10,5 Mio. Menschen Kurzarbeit leisten, was eine Kaufkrafteinschränkung bedeutet. Ganze Branchen sind in einem sehr schlechten Zustand.

Günstigere Angebote bringen auch nicht die gewünschte Wirkung. Zwar bieten Supermärkte Steaks bereits zu Preisen von 0,50 Euro pro Stück an, aber es müssen noch große Mengen entsorgt werden. Das Problem ist, dass die Verbrauchernachfrage noch weit vom Niveau vor der Pandemie entfernt ist. Die Einzelhändler decken sich jedoch für die Feiertage ein, und die Nachfrage des Einzelhandels nach Tafelbutter ist in Deutschland gestiegen. Dies hat die Nachfrage nach Blockbutter, die je nach Anbieter in einer Spanne von 2,70-3,00 EUR/kg gehandelt wird, in die Höhe getrieben. Auch in Polen haben sich die Preise mit 3,30 EUR/kg wieder belebt, liegen jedoch immer noch deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach der Wiederbefüllung der Lager wieder verhaltener sein wird.

Butterpreise

Standort

Preis

EXW Polen

3.300 EUR/mt

EXW Deutschland

2.950 EUR/mt

EEX

3.000 EUR/mt

GDT

3.803 USD/mt

Quelle: Handel

Erholung der EU-Butterpreise

Wie das European Milk Market Observatory berichtet, ist die Butterproduktion im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 3,2% gestiegen. In der KW 20 ist der durchschnittliche EU-Butterpreis auf 2,88 EUR/kg gestiegen. Obwohl dies nur 0,8% unter dem Preis des letzten Monats liegt, liegen die durchschnittlichen EU-Preise immer noch etwa 30% unter dem Niveau des letzten Jahres. Mit 2.751 USD/mt hat sich der durchschnittliche US-Butterpreis zwar erholt, ist aber immer noch wesentlich wettbewerbsfähiger als der durchschnittliche EU-Butterpreis von 3.162/mt. In Ozeanien liegt das Preisniveau aktuell bei 3.938 USD/mt.

Für mehr Informationen gehen Sie zu:
Preischart, Butter, EXW, Polen
Preischart, Butter, EXW, Deutschland
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Preischart Butter, mild gesäuert, Deutschland
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Preischart Butter, mild gesäuert, Polen

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