Darum sollte die Auszahlung von Hilfsgeldern über die Finanzämter erfolgen

23. März 2020 um 13:54 , Der AUDITOR
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SEEHEIM-JUGENHEIM. Michael Gütlich, CEO der Dedere Deutschland GmbH, erläutert, weshalb eine unbürokratische Ausschüttung von Finanzhilfe kommen muss. Und zwar schnell!

Unseren Finanzämtern liegen alle relevanten Daten eines Unternehmens und in der Regel sogar der Arbeitnehmer vor. Es lassen sich daher, anhand laufender Kosten für Lohn und Gehalt und eventuellen Gewinnrücklagen, schnell Rückschlüsse darauf ziehen, in welchem Rahmen die Hilfsgelder für die einzelnen Unternehmen, Selbständige, etc. fließen müssten, um eine drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden.  

Eine weitere schnelle Hilfe wäre die Aussetzung der Zahlungspflicht von Sozialversicherungsbeiträgen in den kommenden sechs bis acht Wochen. Das würde die meisten Betrieben ebenfalls enorm entlasten. 

Die Bereitstellung von Hilfsgeldern über die Hausbanken und die KfW ist in einem Sonderfall, wie er aktuell vorliegt, nicht der richtige Weg. Unternehmen benötigen die Hilfen sofort und können oft nicht darauf warten, bis ihre Anträge nach langer Zeit endlich bearbeitet werden. Viele kleine und mittelständige Unternehmen wissen zudem nicht, wohin sie sich wenden sollen. Und wo sollen auch die ganzen Bankangestellten plötzlich herkommen, um diese Anträge zu bearbeiten und zu prüfen?  

Wenn unser Staat helfen will, dann wäre es besser, wenn die Gelder nicht über Kreditinstitute verteilt werden, die gegebenenfalls auch erhebliche wirtschaftliche Probleme haben oder noch bekommen werden.   

Wenn Deutschland die Krise überstehen will, muss nicht nur das Virus, sondern auch das Bürokratie-Monster bekämpft werden, um schnelle Umsetzungen möglich zu machen. Kleinunternehmen, wie Friseure und Einzelunternehmen, muss zeitnah und unbürokratisch Unterstützung geboten werden. Die vorläufige Schließung von nicht systemrelevanten Betrieben, insbesondere jene mit direktem Menschenkontakt, ist zwar richtig, aber die staatliche Anordnung darf nicht dazu führen, dass diese Unternehmen sterben. Auch Startups sind davon betroffen. Vielen Investoren dürfte das Geld fehlen, um weitere Runden zu finanzieren. Wir brauchen in dieser Krise nun Pragmatiker und keine Politiker, die sich jetzt hinter Anträgen und Formularen verstecken.    

Soforthilfen sind zwingend erforderlich. Uns allen ist klar, dass die Welt nach Corona anders aussehen wird. Gerade im Bereich Home-Office und Geschäftsreisen zeigen die aktuellen Umstände, dass es auch anders gehen kann. Ist die wirtschaftliche Infrastruktur aber erst einmal zerstört, können wir sie nach der Krise gar nicht schnell genug wiederaufbauen, um alles zum Laufen zu bringen. Wir werden das überstehen, wenn jetzt alle zusammenarbeiten – Mitarbeiter, Unternehmen und die Regierung.  

Denn der Staat, das sind wir alle.

Autor: Michael Gütlich

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