Ungarischer Blaumohn: „Die Entwicklung der Preise ist bemerkenswert“
7. Januar 2022 um 10:00 ,
Der AUDITOR

Alles in allem kann man sagen, dass die Situation im ungarischen Blaumohnmarkt für die Marktteilnehmer dieses Jahr besser war als im Jahr 2020.
Auch 2021 war das Hauptproblem natürlich immer noch die von der Corona-Situation bestimmte Marktsituation. Im Vergleich zu 2020 haben sich die Bedingungen jedoch verbessert. Im Jahr 2020 ist der Verbrauch von Mohn und Mohnprodukten (Mohnfüllung, Kuchen usw.) im Einzelhandel von März bis Mai um mehr als 50% zurückgegangen, und erst nach dem Ende der strengen Ausgangsbeschränkungen konnte der Markt aufatmen und sich in den Sommermonaten teilweise von den Verlusten erholen. Diese Erfahrungen haben sich in die Köpfe der Marktteilnehmer eingebrannt und beeinflussen ihr Verhalten auch heute noch.
Im Jahr 2020 betrug die gesamte Mohnanbaufläche etwa 9.000 ha. 98% der Anbaufläche waren Mohn in Lebensmittelqualität und nur etwa 2% Industriemohn. Im Jahr 2021 wird der Industriemohnanbau in Ungarn eingestellt, was bedeutet, dass kein Industriemohn mehr angebaut wird. Ein langer Prozess von etwa sieben Jahren ist damit zu Ende gegangen. Im Jahr 2014 hat der größte und einzige Morphinverarbeiter, das Pharmaunternehmen Alkaloida, die Morphinproduktion aus seinem Portfolio gestrichen, was den Sektor in große Schwierigkeiten brachte. Inzwischen ist festzustellen, dass sich die Landwirte und Erzeuger für Mohn in Lebensmittelqualität entschieden haben, weil dieses Geschäft klar vorhersehbar ist und die Rahmenbedingungen vorgegeben sind.
Im Jahr 2021 wurde in Ungarn vor allem Mohn des Typs Zeno Plus angebaut, dessen Morphingehalt unter 10 mg/kg liegt, teilweise sogar unter 4-5 mg/kg. Die ungarischen Verarbeiter und Händler hatten keine Probleme, die erstklassige Mohnqualität zu verkaufen. Das einzige Problem war der schwerfällige Start in die neue Saison im Juli und August, der dazu führte, dass die ersten Kaufverträge erst Mitte August unterzeichnet wurden, obwohl das Geschäft normalerweise Anfang Juli nach der Ernte beginnt. Die Saison begann daher schleppend, aber schließlich waren die Bestände der Lieferanten rechtzeitig ausverkauft.
Die Entwicklung der Preise ist bemerkenswert. Im Jahr 2020 erreichte die tschechische Ernte 29.000 mt, etwa 20% mehr als 2019, aber die Preise sind aufgrund der Corona-Situation sogar um mehr als 50% von 2,90 EUR/kg auf 1,40 EUR/kg gefallen.
Bis November dieses Jahrs haben sich die Blaumohnpreise nun sowohl in Ungarn als auch in Tschechien auf einem Niveau von 1,95 EUR/kg stabilisiert. Betrachtet man die Erntemengen in Ungarn (2021: 4.500 mt; 2020: 4.000 mt) und in Tschechien (2021: 29.500 mt; 2020: 29.000 mt), so ist die Preisentwicklung in 2021 im Vergleich zu den aktuellen Preisen für Getreide und Ölsaaten überraschend. Obwohl die Getreidepreise neue Höchststände erreicht haben, sind die Mohnpreise deutlich unter dem Niveau von 2019 geblieben und es gibt keine Anzeichen für eine Änderung. Die wichtigste Erklärung für diese Situation ist vielleicht das Verbraucherverhalten. Aufgrund der hohen Inflationsrate neigen die Menschen dazu, Feinkost in ihren Einkaufskörben durch Grundnahrungsmittel zu ersetzen, was bei Spezialitäten wie Mohn und Walnüssen zu mäßigen, bei Grundnahrungsmitteln jedoch zu starken Preisbewegungen führen kann.
Alles in allem war die Saison 2021 besser, weil der Markt berechenbarer war, aber die Bedingungen sind weit entfernt von denen der Vorjahre (2010-2019), als Landwirte, Händler und Produzenten nur von der Qualität und Quantität der neuen Ernte abhängig waren. In der Zwischenzeit sind viele andere Faktoren (Pandemie, Inflation, politische Unsicherheit in den wichtigsten Mohnverbraucherländern) hinzugekommen, und es ist nicht einfach, sich auf diese Faktoren einzustellen. Da die gesamte ungarische Mohnernte zwar nicht groß, aber von sehr guter Qualität ist, scheint die Zukunft des Segments gesichert.