Ukraine-Krise: Angst und Beeinträchtigungen im Agrar- und Lebensmittelhandel
25. Februar 2022 um 15:30,
Der AUDITOR

Physische Auswirkungen in Osteuropa
Der Economist wies kürzlich darauf hin, dass der Einmarsch Russlands in der Ukraine noch eine ganz andere Art von Bedrohung darstellt. Das Problem ist, dass die Krise eine der führenden Volkswirtschaften der Welt isolieren und Investoren und Unternehmen daran hindern wird, ihre Geschäfte wie gewohnt weiterzuführen. Die Bedrohung für die Ukraine und ihre Nachbarn ist jedoch noch viel massiver, was sich auch auf den Handel mit verschiedenen Produkten auswirkt.
Lieferanten in Polen haben Angst
Die Lieferanten in Polen sind verängstigt, viele haben enge Beziehungen zur Ukraine und zu Russland. Nicht nur, dass es derzeit unmöglich ist, in der Ukraine einzukaufen, auch die Partner im Land sind gezwungen, Schutz zu suchen und fürchten um ihr Leben. Einige polnische Lieferanten sind selbst in der Nähe der ukrainischen Grenze ansässig und fürchten um ihre eigene Sicherheit. Auch wenn nicht abzusehen ist, was passieren wird, werden die Versorgungsketten mit Sicherheit unterbrochen werden, da Polen eine wichtige Versorgungsbrücke zwischen Russland, Osteuropa und der EU darstellt. Leinsaat aus Russland und Kasachstan zum Beispiel werden hier gereinigt, bevor sie an Händler in der EU verkauft werden.
Hohe Preise für Sonnenblumenkerne
Auf die Ukraine und Russland entfallen ebenfalls 50% der weltweiten Sonnenblumenkernproduktion. Die hohen Ölpreise haben die Preise für Sonnenblumenkerne bereits in die Höhe getrieben, und die gegen Russland verhängten Sanktionen werden dafür sorgen, dass sich diese Situation in absehbarer Zeit nicht ändern wird. Dies hat auch den Markt für Bakery-Kerne in die Höhe getrieben, obwohl die Nachfrage derzeit begrenzt ist. Die Lieferanten in Bulgarien wurden ebenfalls aufgefordert, sich mit Vorräten einzudecken, und die große Unsicherheit, die auf dem Ölsaatenmarkt herrscht, wird die Preise mit Sicherheit hoch halten.
Kampf um Walnusslieferungen
Die Krise hat auch den Nussmarkt hart getroffen, zumal die Ukraine ein wichtiger Walnusslieferant für die EU ist. Schon vor einigen Wochen begannen die Käufer, die Ukraine zu meiden, da die Lage einfach zu unsicher war. Obwohl die Nachfrage derzeit plötzlich wieder anzieht, ist es schwierig, Nachschub zu finden. Die Lager für konventionelle und biologische Walnusskerne in Litauen sind Berichten zufolge leer, und die glücklichen Händler, die noch über Lieferungen aus der Ukraine verfügen, sind damit beschäftigt, bestehende Verträge zu erfüllen. Die Händler erwarten, dass sich die Nachfrage auf andere Erzeugerländer verlagern wird. Hinzu kommt, dass die türkische Lira gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren hat, was sich auf die Preise für Haselnüsse und Trockenfrüchte auswirken wird. Die Gasabhängigkeit der Türkei von Russland und ihre engen wirtschaftlichen Beziehungen zur Ukraine machen das Land besonders anfällig für die eskalierende Krise.
Anbieter in den USA könnten profitieren
Die Importeure halten sich auch von in Russland produziertem Weizen fern, und die Preise haben Rekordhöhen erreicht, da sich Händler und Industrie derzeit mit Weizen und Mehl eindecken, um die Risiken zu minimieren. Auch die Maisexporte der Ukraine sind völlig zum Erliegen gekommen. Da die Käufer aktiv nach Alternativen zu Russland und der Ukraine suchen, dürften die Anbieter in den USA davon profitieren. Besorgniserregend sind auch die möglichen Kürzungen der ukrainischen Rapsproduktion, die sich auf die Versorgung der EU auswirken werden. Obwohl China eng mit Russland zusammenarbeitet, erfordern die Sanktionen kreative Maßnahmen, da alle russischen Zahlungen in US-Dollar eingefroren werden könnten.
Komplexe Auswirkungen
Die Ukraine-Krise trifft den Agrar- und Lebensmittelmarkt auf mehreren Ebenen. Während westliche Politiker zugeben, dass sie zu naiv waren, als sie versuchten, mit Präsident Wladimir Putin zu verhandeln, und die verhängten Sanktionen kaum in der Lage sein werden, den Vormarsch der russischen Truppen aufzuhalten, werden sie langfristige Auswirkungen auf die vernetzte Welt haben. Die Weltwirtschaft erholt sich noch immer von der Pandemie, und die Energiekrise treibt die Produktionskosten für Nahrungs- und Futtermittel in die Höhe. Die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine entstandene Unsicherheit heizt das Feuer weiter an und verschärft die Probleme entlang der Lieferkette.
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