Branchen-Kurznotizen: Politisch klares Aufbruchssignal für Bäckerhandwerk fehlt
28. Dezember 2021 um 11:03 ,
Der AUDITOR

Konsequente Entbürokratisierung fehlt
Der Koalitionsvertrag der neuen Ampelregierung bleibt aus Sicht des Zentralverbandes hinten den hoch gesteckten Erwartungen zurück. Statt konsequenter Entbürokratisierung und einem Aufbruchssignal für die heimische Wirtschaft bleibt vieles ungewiss. Aus Sicht des Zentralverbandes fehlt im 177-seitigen Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis zur konsequenten Entbürokratisierung und damit zur Entfesselung der Kräfte der Wirtschaft.
Erhöhung des Mindestlohns kritisch
Besonders die Erhöhung des Mindestlohns in einem Schritt von 9,82 auf 12 Euro wird für viele Betriebe eine große Herausforderung. Denn mit diesem Mindestlohnanstieg von über 20 Prozent wird in die gesetzlich garantierte Tarifautonomie eingegriffen und die Mindestlohn-Kommission entmachtet. „Dieser Schritt führt auch dazu, dass das gesamte Lohngefüge ins Wanken gerät, wenn Löhne auf breiter Front steigen müssen, um innerbetriebliche Lohnabstände zu bewahren“, so Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes. Da es im Vertrag der drei Koalitionäre zudem kein klares Bekenntnis gegen eine Erhöhung der Lohnnebenkosten gibt, könnten weitere Erhöhungen der Personalkosten drohen, befürchtet Schneider
Abschaffung der EEG-Zulage positiv
Doch der Koalitionsvertrag enthält auch Lichtblicke. „Die Abschaffung der EEG-Zulage bis zum Jahr 2023 ist ein richtiger Schritt“, so Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Der Zentralverband fordert dies bereits seit Jahren, um die Ungleichbehandlung mit der Backindustrie endlich zu beenden. Positiv ist aus Sicht des Zentralverbandes auch eine stärkere Fokussierung der neuen Bundesregierung auf die berufliche Ausbildung und damit auf die Fachkräftesicherung von morgen. Das duale Ausbildungssystem braucht dringend mehr Wertschätzung. Denn nur mit Fachkräften sei das selbst gesteckte Ziel „Mehr Fortschritt wagen‘“ umsetzbar, hieß es weiter.
Weichenstellung bei Ernährungspolitik sieht Verband mit Skepsis
Im Bereich der Ernährungspolitik muss sich das Bäckerhandwerk auf härtere Zeiten einstellen. Zwar fand die „Zuckersteuer“ keinen Einzug in den Vertrag, doch die Unterstützung der EU-weiten Nährwertkennzeichnung (Nutri-Score) stellt die mittelständisch geprägte Branche vor ebensolche Herausforderungen wie feste Reduktionsziele für Zucker, Fett und Salz. Einseitige Rezepturdiktate sind und bleiben der falsche Ansatz, die Backbranche brauchte bei Lebensmitteln keine staatliche Nanny. Ernährungspolitik müsste stattdessen ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden, so der Verband.