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Pinienkerne: EU steigert Einfuhr aus Russland um gut 30%

22. August 2024 um 09:34 , Der AUDITOR
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MOSKAU. In Russland soll der kommerzielle Handel von Pinienkernen strenger reguliert werden, dabei zählt das Land zu den wichtigsten Lieferanten für den internationalen Markt. Die EU-Importe von Pinienkernen sind in diesem Jahr um mehr als 11% zurückgegangen.

Welternte soll um 75% steigen

Während des Kongresses des International Nut and Dried Fruit Council (INC) im Mai 2024 im kanadischen Vancouver hatten Experten die weltweite Produktion 2024/2025 auf 136.820 mt Pinienkerne in der Schale geschätzt, das wäre ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 75%. Zusammen mit Beständen aus dem vorherigen Jahr sollen die Verfügbarkeit bei 171.990 mt liegen. In Hauptanbauländern wie China (+138,8% auf 80.000 mt), Nordkorea (+33,3% auf 20.000 mt) und Russland (+207,7% auf 20.000 mt) sei mit einem deutlichen Produktionsanstieg zu rechnen, während in Türkei (-1,9% auf 5.300 mt), der Mongolei (-20% auf 4.000 mt) und in Afghanistan (-47,7% auf 2.300 mt) ein deutlicher Ernterückgang zu erwarten sei.

Strengere Regulierungen in Russland

Russland gehört neben China und Nordkorea zu den weltweit größten Lieferanten für Pinienkerne. Die Erträge der wild wachsenden Bäume unterliegen allerdings teilweise enormen Schwankungen, so dass die Ernte in den vergangenen Jahren zwischen 6.000 mt und 40.000 mt variierte. Zudem ist das Sammeln der Pinienkerne oft mit hohen Risiken verbunden, Gelände und Wege sind nicht gesichert und Wind und Wetter ungehindert ausgesetzt, auch Begegnungen mit wilden Tieren sind keine Seltenheit. Manche Sammelstellen sind kaum zu erreichen. Unternehmen, die sich auf den Handel mit Pinienkerne spezialisiert haben, haben teilweise Waldstücke gepachtet oder beauftragen die örtlichen Anwohner, teilweise gegen Vorkasse, mit der Beschaffung. Einem Bericht von Forbes Russia zufolge werden allerdings jährlich nur 4-6%, bestenfalls 10%, der Kerne auch tatsächlich für den kommerziellen Handel geerntet. Nun seien strengere Kontrollen und Regulierungen geplant, die den kommerziellen Handel auch vor allem auch die Lebensgrundlage von Siedlungen, die auf den Verkauf von Pinienkernen angewiesen sind, einschränken würden. So soll zum einen von den lokalen Behörden festgelegt werden, welche Mengen durch die örtliche Bevölkerung beschafft werden darf und neu zu verpachtende Waldstücke werden nicht nur an den Meistbietenden verpachtet, sondern diese Unternehmen müssen auch über eine Produktionsinfrastruktur verfügen.

Neben der ohnehin schon geringen Gewinnspanne für den Verkauf von Pinienkernen sehen sich die Exporteure nun zusätzlich mit höheren Exportzöllen konfrontiert. Diese sollen zum 01. August 2024 auf 25% gestiegen sein und bis zum Jahr 2025 auf 50% erhöht werden. 

EU-Importe um mehr als 11% gesunken

Seit Beginn dieses Jahres wurden 5.030 mt geschälte Pinienkerne in EU-Länder importiert, das entspricht einem Rückgang um 11,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit 3.847 mt kommen mehr als 76% der Lieferungen aus China, auch wenn die Einfuhr im Jahresvergleich rückläufig ist, bleibt das Land damit der wichtigste Handelspartner. Die Lieferungen aus der Mongolei (-55,6% auf 80 mt) und Kasachstan (-84,3% auf 20 mt) waren ebenfalls rückläufig, während die EU ihre Importe aus wichtigen Anbauländern wie Russland (+30,7% auf 570 mt) und der Türkei (+276% auf 485 mt) merklich gesteigert hat. Hauptabnehmer innerhalb der EU waren Deutschland (-26,4% auf 2.090 mt) und Italien (-18,5% auf 756 mt), gefolgt von den Niederlanden (+28,8% auf 746 mt), Tschechien (+41,8% auf 495 mt) und Spanien (+24,8% auf 418 mt). 

EU-Import Pinienkerne in mt

Ursprung

2023

2024

Diff.

China

4.694

3.847

-18,0%

Russland

436

570

30,7%

Türkei

129

485

276,0%

Mongolei

180

80

-55,6%

Kasachstan

127

20

-84,3%

Andere

116

28

-75,9%

Gesamt

5.682

5.030

-11,5%

Quelle: DG AGRI TAXUD Customs Surveillance System, 01.01.-19.08.

08029200 Pinienkerne, frisch oder getrocknet, ohne Schale

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