Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte: Krisenstäbe suchen nach Lösungen

28. Februar 2023 um 16:17, Der AUDITOR
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ANKARA. Die massiven Erdbeben in der Türkei zeigen ihre Auswirkungen auch auf dem Markt für Hülsenfrüchte wie Linsen, Trockenbohnen und Kichererbsen. Eigens eingerichtete Krisenstäbe sollen nun dafür sorgen, dass die Produktion zeitnah wieder ihre volle Kapazität erreichen kann.

Arbeit wird wieder aufgenommen

Nach Angaben türkischer Marktteilnehmer kam es durch die schweren Erdbeben, die die Türkei und Syrien im Februar erschüttert haben, auch auf dem Markt für Hülsenfrüchte zu zeitweisen Unterbrechungen. Dies gilt vor allem für die Region in und um Gaziantep, dem türkischen Produktionszentrum für diverse Hülsenfrüchte; hier waren die Ausfuhren kurzzeitig unterbrochen, die Arbeit wurde jedoch so schnell wie möglich wieder aufgenommen. Wie ansässige Händler berichten, hat das Produktionsniveau in Gaziantep, Malatya, Şanlıurfa und teilweise auch in Kahramanmaraş inzwischen wieder 50% erreicht. Es gibt sogar Fabriken, die ihre Kapazität je nach Schadenslage und der Rückkehr der Arbeiter auf bis zu 90% erhöhen wollen.

Mindestens sechs Monate

Die organisierten Industriezonen (Organised Industrial Zones; OIZ) in der Region sind von den Erdbeben weitgehend verschont geblieben, die Fabrikbesitzer weiter außerhalb berichten allerdings von schweren Schäden. Darüber hinaus behindern Probleme bei der Strom-, Erdgas- und Wasserversorgung die Produktion, den größten Anlass zur Sorge bietet jedoch der Verlust vieler qualifizierter Arbeitskräfte, die im Zuge der Beben ihr Leben verloren haben oder sich und ihre Familien in andere Provinzen gerettet haben. Für die Suche nach Lösungen wurden spezielle Krisenstäbe eingerichtet, die derzeit davon ausgehen, dass es etwa sechs Monate dauern wird, bis die Arbeit mit ihrer vollen Kapazität wieder aufgenommen werden kann. Die TMO hat zugesichert, die Opfer in den Erdbebengebieten für drei Monate mit Hülsenfrüchten und Getreide zu versorgen, wie der türkische Minister für Land- und Forstwirtschaft, Vahit Kirişci, bekanntgab.

Erdbeben verschärfen globale Krisen

Kazım Taycı, Vorsitzender der Board of the Istanbul Cereals, Pulses, Oil Seeds and Products Exporters' Association (İHBİR), weist darauf hin, dass auch die großen Risse, die während des Erdbebens auf Feldern und Plantagen entstanden sind, massive Herausforderungen für die Erzeuger darstellen und gefüllt werden müssen. Die Aussaat und die Pflege der landwirtschaftlichen Produkte gestalten sich dadurch noch einmal wesentlich anspruchsvoller als sowieso schon. Taycı ergänzt, dass bereits 2022 ein forderndes Jahr war, bedingt durch die globalen Wirtschaftskrisen, den Auswirkungen der Pandemie sowie Russlands Krieg gegen die Ukraine – zwei Länder, die eine wichtige Rolle im landwirtschaftlichen Sektor spielen. Die Erdbeben in der Türkei und Syrien haben die kritische Lage noch einmal deutlich verschärft.

Gemischte Exportzahlen

Die türkischen Hülsenfruchtexporte zeigen im Jahresvergleich ein gemischtes Bild auf. Während die Ausfuhren von Kichererbsen und Trockenbohnen 2021 noch deutlich höher lagen als 2022, wurden die Exporte roter Linsen deutlich gesteigert und erreichten 2022 fast die doppelte Menge des Vorjahres.

Export Hülsenfrüchte, Türkei

Jahr 2021

mt

Mio. USD

Linsen

230.380

229,95

Kichererbsen

169.046

132,49

Trockenbohnen

62.082

69,96

Jahr 2022

mt

Mio. USD

Linsen

454.573

494,93

Kichererbsen

70.237

70,80

Trockenbohnen

6.912

8,28

Quelle: Handelsstatistiken

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